Donnerstag, 13. August 2009

Es gibt keine Standards

Ich verfolge die Entwicklung der Kinderdorfidee seit über 40 Jahren, mehr oder weniger aktiv. Da ich in einem Kinderdorf aufgewachsen bin und auch als junger Erwachsener den Kontakt bis heute halten konnte, kann ich beurteilen wie weit sich die ursprüngliche Idee des familären Ansatzes zur heutigen Unterbringungs- und Versorgungspraxis entwickelt hat.
Die Kinderdorfidee hat vor über 50 Jahren, auch nur deshalb eine Chance bekommen, weil die zuständigen Jugendämter als Beleger dieser Einrichtungen, stark begrenzte Möglichkeiten hatten und haben, Kinder aus problematischen Herkunftsfamilien unterzubringen. Es sind die Jugendämter die sich die Arbeit einfach machen, gestern wie heute. Es werden Aufgaben an den jeweiligen Trägerverein weitergereicht, wohlwissend das etwaige Standardanforderungen, wie sie für Adoptiveltern gelten, im Kinderdorf nicht berücksichtigt werden müssen. Eine Controllinginstanz ist nicht vorgesehen. Die jeweiligen Landkreis- oder Stadtverwaltungen, die die Mittel für die Unterbringung der Kinder über die Jugendämter zur Verfügung stellen, überprüfen so gut wie nie den Gegenwert, den sie bei Entrichtung der Pflegesätze bekommen müßten. Jugendämter und Kinderdörfer arbeiten niemals ergebnisverantwortlich. Es gibt nicht, wie in der freien Wirtschaft durchaus üblich, etwa eine Zielvereinbahrung. Dies erklärt warum es keine aussagekräftigen und überprüfbare Statistiken über den Lebensweg der ehemaligen Kinderdorfkinder gibt. Die Kinderdorfidee ist kein Erfolgsmodell und gehört gründlich im Interesse aller Betroffenen, insbesondere der Pflegekinder, auf den Prüfstand gestellt.

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